Hausgemachter Strom
"Zahlreiche taugliche Techniken zur Nutzung der Sonnenenergie sind bekannt. Sie wurden bisher aber viel zu selten angewandt. Starre Denkstrukturen und einseitige Berechnungsmodelle haben ihnen lange Zeit keine wirtschaftlichen Chancen eingeräumt. Dementsprechend wurden sie auch nicht gefördert. Die Umweltverschmutzung und der masslose Energieverbrauch – insbesondere gespiesen von nicht erneuerbaren Energien – änderten diese Ansichten. Heute hat fast jeder Schweizer Hausbesitzer die Chance, ein eigenes Sonnenkraftwerk zu betreiben."
Dieser Bericht von Peter Gloor stammt aus dem Kapitel "Hausgemachter Strom" des Leitfadens "Die Baubiologie" von 1992, Institut für Baubiologie Schweiz. Es ist sehr interessant aus dem Bericht zu erfahren, wie z.B. die Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom, die fehlende finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde und den Regierungsrat, sowie die Schwierigkeiten bei der Montage als Probleme genannt werden. Heute, 30 Jahre nach Erscheinen dieses Berichts, ist der Photovoltaikmarkt in der Schweiz sechsmal grösser als noch vor sieben Jahren. Denn im Jahr 2017 trat das revidierte Energiegesetz mit dem Ziel in Kraft, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und erneuerbare Energien zu fördern. Weitere Gründe für die Zunahme sind der Strompreis und der wachsende Einsatz von Elektromobilität und Wärmepumpen. Die Abstimmung über das Stromgesetz vom 9. Juni 2024 zeigt, dass es mehr mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne, Wind oder Biomasse produziert werden soll.
Umdenken als Weg
Diese Grafik zeigt, was für eine Wende im Bauen notwendig ist: zuerst Pioniere und Leuchtturmprojekte, gefolgt von wirtschaftlichen Argumenten und dann die Akzeptanz in der Gesellschaft. Im Holzbau hat diese Wende bereits stattgefunden. Was früher undenkbar war ist heute möglich: Gebäude bis zu 18 Stockwerken, aber auch Industriebauten und Infrastrukturbauten. Ein ähnlicher Prozess ist im Bereich der Kreislaufwirtschaft oder des Lehmbaus im Gange. Ein nächster Schritt wäre es,die graue Energie bei der Herstellung der Gebäude zu berücksichtigen und reduzieren, indem weitere regenerative Baustoffe - nebst den beiden bereits erwähnten - wie zum Beispiel Stroh, Hanf-Kalk und Myzelium eingesetzt und diese zusätzlich mit wiederverwendeten Baustoffen und Bauteilen ergänzt werden. Wir brauchen kein Schwarz-Weiss-Denken, welches die eine oder andere Lösung bevorzugt, sondern wie bei den erneuerbaren Energien geht es um eine Kombination aus allem.
Abschlussarbeiten Baubiologie
Auch die Abschlussarbeiten (Projekt- und Facharbeiten, Fallstudie) des Lehrgangs Baubiologie zeigen, dass ein Wandel im Bauwesen im Gang ist. Nachfolgend habe ich einige interessante Titel ausgewählt, die diesen Wandel repräsentieren. Neben diesen Abschlussarbeiten gibt es noch zahlreiche weitere Projekte von Um- und Neubauten, sowie Facharbeiten zu Elektrosmog, Schimmel etc. Die von mir ausgewählten Abschlussarbeiten wurden nach Thema klassiert: Baustoffe, Zukunft, Kreislaufwirtschaft, Klimawandel und Energie und Projekte.
Der Grossteil der Abschlussarbeiten setzt den Fokus auf regenerative Baustoffe und versucht, Vorurteile abzubauen und Vorteile zu zeigen:
2020 - Strohhaus – das Haus der Zukunft?
2019 - Das Problem mit dem Plastik – vermeidbar oder unverzichtbar?
2008 - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, Schwerpunkt Dämmstoffe aus Wiesengras
2004 - Mehr Vertrauen in den Baustoff Lehm
2003 - Neues Bauen mit Hanf
2000 - Vorfabrizierte Holzbausysteme im baubiologischen Vergleich
Die Abschlussarbeiten befassen sich mit unserer Zukunft und insbesondere mit unserer Beziehung zur Natur, aber auch mit Biodiversität, Städten und Um-/Neubau:
2021 - Der Garten von morgen, zurück in die Zukunft für mehr Biodiversität
2021 - Leben in der Stadt der Zukunft
2018 - Mensch und Natur im Neubau – Auf der Suche nach der verlorenen Verbindung
2007 - Der Mensch im Mittelpunkt. Der Mensch in der Baukultur vom Gestern zum Heute und sein Weg in die Zukunft
2002 - Baubiologie / Bauökologie hat Zukunft, dargestellt am Beispiel eines Umbaus
Auch das Thema Kreislaufwirtschaft bzw. zirkuläres Bauen gewinnt zunehmend an Bedeutung, wobei es vor allem darum geht, ein Konzept zu entwickeln, das auch den Rückbau von Bauteilen und Baustoffen berücksichtigt:
2022 - Ein recycelter Innenausbau
2022 - Wiederverwendung und Handwerk in der Schweiz
2021 - Zirkuläre Gebäude – ein interaktiver Workshop im KREIS Haus
2013 - Recycling – Der Kreislauf der Baustoffe
Klimawandel und Energie, aber auch die Reduzierung des Ressourceneinsatzes bei der Errichtung von Gebäuden, die Effizienz bei der Nutzung und der Einsatz erneuerbarer Energien werden bei folgenden Arbeiten thematisiert:
2019 - BIM und Baubiologie
2017 - Alternative Energien im Vergleich
2013 - Umbruch statt Abbruch – Ein Haus im Wandel der Zeit
2010 - Hat die Wahl der Baumaterialien einen Einfluss auf die Klimabelastung
2006 - Minergie und Minergie-P, Gebäude der Zukunft?
1998 - Aktive und passive Solarnutzung im Wohnungsbau
Die Abschlussarbeiten zu konkreten Um- und Neubauprojekten sind zahlreich und beziehen sich auf Projekte aus der Praxis. Darüber hinaus gibt es weitere, die sehr vielfältig und kreativ sind:
2019 - Baubiologie in Basel – Ein Stadtrundgang
2003 - Umbauen anstatt verbauen - ein Beispiel!
2004 -Biobuilder, live good, live long – live in a biohouse
2001 - 3 Minergiehäuser geplant nach bauökologischen und baubiologischen Grundsätzen
1998 - Konventionell gebaut, unter Einbezug von baubiologischen/bauökologischen Erkenntnissen
Im Rahmen des Lehrgangs wurde von Roger Lindauer und SusanneStamm eine Abschlussarbeit mit dem Titel "Entwicklung einer ökologischen,gesunden und kostengünstigen Küche" erarbeitet, die später von RogerLindauer umgesetzt wurde. Die produziert leimfreie Küchen- undSchreinerprodukte aus Schweizer Holz und beschäftigt über 30 Mitarbeiter.
Alle Abschlussarbeiten seit 1997 sind in einer Liste auf unserer Webseite zu finden. Die Abschlussarbeiten können auf Anfrage bei uns als PDF bestellt werden.