Alternatives Was?

Wir leben in einer Zeit, wo Nachhaltigkeit ein Trend und in aller Munde ist. Sind diese nachhaltigen Projekte, Produkte und Innovationen besser als die bisherigen, konventionellen oder handelt es sich um eine Marketing-Strategie?

Alternatives Bauen bedeutet für mich, einen Weg zu finden, der nicht konventionell ist, sondern von allen konventionellen Einschränkungen befreit und der sich von bereits etablierten Begriffen wie nachhaltigem Bauen (SNBS, LEED, DGNB), gesundem und ökologischem Bauen (Eco-Bau) und energieeffizientem Bauen (Minergie) unterscheidet.  

Ich finde, dass die oben genannten Labels nicht ausreichend sind, um eine konkrete Bauwende zu verfolgen, sondern ein Palliativ. Aus diesem Grund werde ich hier konkrete Ansätze und Prinzipien erläutern, die zu einer nachhaltigen Baulösung führen können.

Flexibilität
Die Grundrisse der Räume sollten adaptierbar sein, sich nach den Wünschen und Bedürfnissen des Nutzers richten und für alle Lebensformen geeignet sein:Singles, Paare, Familien, Senioren mit Pflegepersonen und Wohngemeinschaften für Studenten und Senioren.

Rückbaukonzept
Die Kosten für den Abbruch (gemäss dem heutigen Stand der Technik) sollten in der Kostenschätzung bei Neu- oder Umbauten eingerechnet werden, damit jeder Auftraggeber die Verantwortung für seine Gebäude gegenüber den zukünftigen Generationen übernehmen muss. Das führt dazu, dass mehr auf die Materialwahl geachtet wird und dafür muss man sich mit Themen wie Inhaltsstoffen, Entfernung und Entsorgung auseinandersetzen.

Umbaukultur
Für einen erfolgreichen Umbau ist nicht nur handwerkliches Geschick gefragt, sondern auch die Vorstellungskraft aller Beteiligter: Auftraggeber, Planer und Handwerker.
Dafür lohnt es sich, einen Blick auf die spielenden Kinder zu werfen und zu schauen, wie sie spielen und ihre  Umwelt verändern und gestalten - eine Fähigkeit, die wir Erwachsene verloren haben. Um sich einig zu werden und eine gemeinsame Vision zu entwickeln, erfordert es soziale und kommunikative Kompetenzen sowie eine gemeinsame Arbeit vor Ort, die die Beziehung der Beteiligten stärken kann.

Ökologisch um- und bauen
Durch den Einsatz von alternativen Techniken und Baustoffen möchte ich zeigen, dass anders denken, planen und bauen möglich ist.
Mit alternativen Baustoffen und Techniken meine ich:
-      Nachwachsende Baustoffe wie z.B. Lehm, Holz, Stroh und Hanf
-      Wiederverwertung von Bauteilen wie z.B. Türen,Ziegel, Heizkörper, Treppenstufen
-      Wiederverwertung von Baustoffen wie z.B. Ziegelbruch, Gipskarton, Betonschutt

Begrünte Dächer
Man sollte versuchen, der Gemeinschaft die gestohlene Grünfläche durch begrünte Dächer   zurückzugeben. Das ermöglicht, unsere Städte abzukühlen sowie Platz für die Flora und Fauna zu schaffen.

Bewusst leben
Unsere Lebensführung sollte angepasst werden, um unseren Energieverbrauch zu reduzieren. Es reicht nicht, alle Benzinautos durch Elektroautos zu ersetzen, fossile Energien durch erneuerbare Energien, Massivbauten durch Holzbauten, deponieren durch recyceln oder verbrennen, komplexes Bauen durch BIM Planung, Agrikultur durch Biokultur, Fleisch durch pflanzenbasiert Produkten, Fast fashion durch Ökofashion.
Man sollte sich den Ansatz konkret anschauen und sich mit konkreten Lösungen auseinandersetzen.

Fazit
Mit «alternativ» meine ich, dass jeder für sich selbst seinen eigenen Lebensstil frei bestimmen kann. Wir sind mitten in einer Wende, die uns die Gelegenheit gibt, unsere Zukunft und die zukünftiger Generationen besser zu gestalten. Hierfür sind Architekten und Handwerker gefragt, die bereit sind,  neue Baulösungen zu finden und sich von den bis dato angewendeten Baustoffen und Techniken zu trennen.

Ich habe erkannt, dass die Menschen alternative Beispiele von Bauprojekten und Lebensstilen brauchen, um ein veraltetes Paradigma zu verlassen. Um die Ursachen des konventionellen Denkens zu untersuchen und zu beheben, muss man kreative Denkweisen fördern.

Wir brauchen einen Gedanken, der mehr umfasst als die Nachhaltigkeit. Wir sollten uns befreien von diesem Zitat: «Wir machen es so, wie es schon immer war.»

Datum
01/2022
Autor
Jordan Kouto
Co-Autoren
Auftraggeber
Literatur zum Thema

Die Erde der Zukunft
Eric Holthaus
HarperCollins
2021

Umbaukultur
Christoph Grafe und Tim Rieniets mit Baukultur Nordrhein Westfalen
Verlag Kettler
2020

Umdenken Umschwenken – Alternativen, Wegweiser aus den Zwängen der grosstechnologischen Zivilisation
Arbeitsgemeinschaft Umwelt für die BRD
Achberger Verlag
1980

Veranstaltung Ökologisch um:bauen– Aber wie?
Stiftung Trias, ZRS Architekten Ingenieure, Verein Architektinnen Initiative
2020

Anhang